Camerarius an Crato, 12.10.1561
Briefe mit demselben Datum | ||||||||||||||||||||||
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Werksigle | OCEp 1163 |
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Zitation | Camerarius an Crato, 12.10.1561, bearbeitet von Manuel Huth, Ulrich Schlegelmilch und Anne Kram (22.06.2020), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/OCEp_1163 |
Besitzende Institution | Paris, BSG |
Signatur, Blatt/Seite | Ms 1456, Bl. 450v-451v |
Ausreifungsgrad | Abschrift |
Erstdruck in | Camerarius, Epistolae familiares, 1595 |
Blatt/Seitenzahl im Erstdruck | S. 346-348 |
Zweitdruck in | |
Blatt/Seitenzahl im Zweitdruck | |
Sonstige Editionen | |
Wird erwähnt in | |
Fremdbrief? | nein |
Absender | Joachim Camerarius I. |
Empfänger | Johannes Crato |
Datum | 1561/10/12 |
Datum gesichert? | ja |
Bemerkungen zum Datum | 4. Id. VIIIbr. (o.J.); Jahr ermittelt durch Gillet 1869, S. 390 |
Unscharfes Datum Beginn | |
Unscharfes Datum Ende | |
Sprache | Latein |
Entstehungsort | o.O. |
Zielort | o.O. |
Gedicht? | nein |
Incipit | Qui longiusculas literas tuas, serius quidem illas, attulit |
Link zur Handschrift | https://archive.org/details/MS1456 |
Regest vorhanden? | ja |
Paratext ? | nein |
Paratext zu | |
Kurzbeschreibung | |
Anlass | |
Register | Briefe/Parallelüberlieferung |
Handschrift | gesehen |
Bearbeitungsstand | validiert |
Notizen | |
Wiedervorlage | ja |
Bearbeiter | Benutzer:MH; Benutzer:US; Benutzer:AK |
Gegengelesen von | Benutzer:US |
Datumsstempel | 22.06.2020 |
Werksigle | OCEp 1163 |
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Zitation | Camerarius an Crato, 12.10.1561, bearbeitet von Manuel Huth, Ulrich Schlegelmilch und Anne Kram (22.06.2020), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/OCEp_1163 |
Besitzende Institution | Paris, BSG |
Signatur, Blatt/Seite | Ms 1456, Bl. 450v-451v |
Ausreifungsgrad | Abschrift |
Erstdruck in | Camerarius, Epistolae familiares, 1595 |
Blatt/Seitenzahl im Erstdruck | S. 346-348 |
Wird erwähnt in | |
Fremdbrief? | nein |
Absender | Joachim Camerarius I. |
Empfänger | Johannes Crato |
Datum | 1561/10/12 |
Datum gesichert? | ja |
Bemerkungen zum Datum | 4. Id. VIIIbr. (o.J.); Jahr ermittelt durch Gillet 1869, S. 390 |
Sprache | Latein |
Entstehungsort | o.O. |
Zielort | o.O. |
Gedicht? | nein |
Incipit | Qui longiusculas literas tuas, serius quidem illas, attulit |
Link zur Handschrift | https://archive.org/details/MS1456 |
Regest vorhanden? | ja |
Paratext ? | nein |
Register | Briefe/Parallelüberlieferung |
Datumsstempel | 22.06.2020 |
Regest
Von dem Boten, der Cratos ziemlich langen Brief (s. Anm.)– freilich recht spät – gebracht habe, habe Camerarius endlich etwas Zuverlässiges über Cratos Situation erfahren. Jedoch würde er lieber mit ihm darüber reden als zu schreiben, doch da Ersteres zur Zeit nicht möglich sei und auch nicht zwingend notwendig scheine, habe er sich um Letzteres bemüht.
Was gerade Cratos Angelegenheit anbelange, so hätte er gehofft, dass sich den Missgünstigen keine so günstige Gelegenheit geboten hätte. Aber was geschehen sei, könne man nicht ungeschehen machen, bei Zukünftigem aber solle man wachsam sein (Theogn. 1,583f.). Da Crato sich aber so sehr ärgere, falle ihm folgende Anekdote über Diogenes von Sinope dazu ein: Als ihm jemand vorgehalten habe, dass er von den Einwohnern von Sinope zum Exil verurteilt worden sei, habe er geantwortet, dass er diese zum Bleiben verurteilt habe (vgl. Plut. de exil. 602a; Diog. Laert. 6,49). Crato jedoch sage, dass es unerträglich sei, in Schimpf und Schande geraten zu sein. Dasselbe solle wohl folgender Ausspruch dieses Kynikers bedeuten: Als nämlich einer gesagt habe, dass die meisten Leute Diogenes auslachten, habe er geantwortet, dass die Esel wahrscheinlich über eben diese Leute lachten, aber sie kümmerten sich nicht um die Esel und er sich nicht um sie (Diog. Laert. 6,58).
Camerarius wisse, dass dies leicht dahergesagt sei, und es entgehe ihm nicht, welche Art von Gedanken dem Betroffenen in den Sinn kämen. Trotzdem müsse man die Medizin anwenden, die die Krankheit erfordere, wenn man dem Kranken nicht schmeicheln, sondern helfen wolle. Er bemerke, dass Crato aufgeregt und wütend verschiedene Möglichkeiten in Betracht ziehe und vielleicht schon in Angriff nehme. Crato solle aber darauf achten, nicht, indem er das Übel mit einem Übel heilen wolle, das Leiden schlimmer zu machen als das ursprüngliche Übel, wie Sophokles gesagt habe (Soph. Ai. 362f.). Oft gebe es Dinge, die man besser niemals angefangen hätte. Was ihm aber wirklich Angst mache, davon wage er nicht zu schreiben. Wenn er sich nicht täusche, sehe er Cratos zukünftigen Weg auch schon vor sich. Und Crato solle ja niemandem vertrauen, in welcher Schwierigkeit er sich auch befinde, die er nicht alleine bewältigen könne. Seine Frömmigkeit, sein Anstand, seine Gelehrsamkeit, seine Bildung und alles, was er damit erreicht habe, werde von einigen beneidet. Wenn sie Crato herausfordern wollten, müssten ihre Versuche als Provokationen betrachtet werden. Er bitte Crato, genauer darüber nachzudenken. Aber vielleicht spreche Crato über dieses Unglück, weil er nicht damit rechne, dass er den erwünschten Rat nicht bekommen werde.
Zuerst also – und das sei essentiell – müsse Crato herausfinden, was ein wahrer und aufrechter Christ in einer solchen Situation tun müsse, aber das müsse Camerarius nun nicht darlegen. Was die Klugheit ihm rate, wisse Crato genau. Jedoch würden aufgewühlte Gefühle dies verdecken, so wie manchmal Wolken das Sonnenlicht. Crato solle also an die Anweisung "Eile mit Weile" denken, damit währenddessen seine Gedanken wieder klar würden, und auch die vom überaus weisen Kaiser Augustus hinzugefügte Erklärung (Suet. Aug. 25,4) durch den euripideischen Vers "Denn ein vorsichtiger Feldherr ist besser als ein waghalsiger" (Eur. Phoen. 599). Crato solle sich sicher sein, dass die Angelegenheit selbst und die Zeit das entwirren würden, was immer verwickelter würde, wenn Intrigen gesponnen würden und Crato und andere zugleich sich zermürbten. Denn sein Name (scil. Krafft!) werde ihm Stärke verleihen und ihn ermuntern, das Unrecht des Schicksals tapfer zu ertragen, duldsam und den Widrigkeiten trotzend. Es bleibe also noch übrig, ihn eindringlich zu beschwören, nichts zu überstürzen und in keiner Hinsicht vorzupreschen, sondern mit Geduld und Nachsicht auf eine günstige Gelegenheit zu warten, die sich bestimmt auf irgendeine Weise bieten werde – wie er hoffe, in Kürze und in angemessener Weise.
Camerarius schreibe dies voller Sorge, da er diese Gefahren vor den Augen habe, die kaum anders als durch Ertragen und Schweigen abgewendet werden könnten. Er wünschte, er könnte sein Wohlwollen und seine Anteilnahme an Cratos Sorgen und Widrigkeiten nicht durch Worte, sondern durch Taten ausdrücken und Crato würde keinen Brief lesen müssen, sondern unmittelbare Hilfe erfahren. Aber alles werde gut ausgehen. Er bete, dass Gott Cratos Entscheidungen lenke und seinen Taten einen glücklichen Ausgang gewähre.
Lebewohl.
(Anne Kram)
Anmerkungen
- "Cratos ziemlich langen Brief": Es dürfte sich um Cratos Schreiben vom 25. September handeln, in dem dieser von seiner Entlassung als Breslauer Stadtarzt berichtete und eine Abschrift des amtlichen Bescheides hierüber beilegte. Siehe Erlangen, UB, Trew Crato Nr. 144 und hier.