Camerarius an Crato, 11.04.1567
Briefe mit demselben Datum | ||||||||||||||||||||||
|
|
|
Werksigle | OCEp 1190 |
---|---|
Zitation | Camerarius an Crato, 11.04.1567, bearbeitet von Manuel Huth, Anne Kram und Alexander Hubert (22.05.2023), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/OCEp_1190 |
Besitzende Institution | |
Signatur, Blatt/Seite | |
Ausreifungsgrad | Druck |
Erstdruck in | Camerarius, Epistolae familiares, 1595 |
Blatt/Seitenzahl im Erstdruck | S. 385-387 |
Zweitdruck in | |
Blatt/Seitenzahl im Zweitdruck | |
Sonstige Editionen | |
Wird erwähnt in | |
Fremdbrief? | nein |
Absender | Joachim Camerarius I. |
Empfänger | Johannes Crato |
Datum | 1567/04/11 |
Datum gesichert? | nein |
Bemerkungen zum Datum | Im Druck vermutlich fälschlich auf das Jahr 1568 datiert |
Unscharfes Datum Beginn | |
Unscharfes Datum Ende | |
Sprache | Latein |
Entstehungsort | Nürnberg |
Zielort | Prag |
Gedicht? | nein |
Incipit | Iter quod toto semestri in animo habueram |
Link zur Handschrift | |
Regest vorhanden? | ja |
Paratext ? | nein |
Paratext zu | |
Kurzbeschreibung | |
Anlass | |
Register | Biographisches (Krankheit); Büchersendung |
Handschrift | unbekannt |
Bearbeitungsstand | validiert |
Notizen | MH an US: πρεσβύτης ist eine valide Nebenform zu πρέσβυς |
Wiedervorlage | ja |
Bearbeiter | Benutzer:MH; Benutzer:AK; Benutzer:HIWI |
Gegengelesen von | Benutzer:US |
Datumsstempel | 22.05.2023 |
Werksigle | OCEp 1190 |
---|---|
Zitation | Camerarius an Crato, 11.04.1567, bearbeitet von Manuel Huth, Anne Kram und Alexander Hubert (22.05.2023), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/OCEp_1190 |
Ausreifungsgrad | Druck |
Erstdruck in | Camerarius, Epistolae familiares, 1595 |
Blatt/Seitenzahl im Erstdruck | S. 385-387 |
Wird erwähnt in | |
Fremdbrief? | nein |
Absender | Joachim Camerarius I. |
Empfänger | Johannes Crato |
Datum | 1567/04/11 |
Datum gesichert? | nein |
Bemerkungen zum Datum | Im Druck vermutlich fälschlich auf das Jahr 1568 datiert |
Sprache | Latein |
Entstehungsort | Nürnberg |
Zielort | Prag |
Gedicht? | nein |
Incipit | Iter quod toto semestri in animo habueram |
Regest vorhanden? | ja |
Paratext ? | nein |
Register | Biographisches (Krankheit); Büchersendung |
Datumsstempel | 22.05.2023 |
Zielort mutmaßlich.
Inhaltsverzeichnis
Hinweise zur Datierung
Das im Druck angegebene Jahr 1568 ist vermutlich falsch, weil sich keine Hinweise auf eine Reise von Joachim Camerarius nach Nürnberg finden lassen (vgl. etwa Camerarius an Mordeisen, 31.03.1568). Es lassen sich allerdings Hinweise auf eine Reise im Jahr 1567 finden (vgl. Camerarius an Languet, 09.03.1567, Camerarius an Karlowitz, 12.04.1567 sowie https://www.aerztebriefe.de/id/00033153). Auch die Erwähnung des Sambucus im letzten Absatz im Zusammenhang mit einem Konflikt bezüglich der Ausleihbedingungen für Bücher aus Sambucus' Bibliothek spricht für eine Datierung auf das Jahr 1567.
Regest
Endlich habe Camerarius die Reise, die er schon ein halbes Jahr habe unternehmen wollen (s. Anm.), angetreten und sei mit seiner Ehefrau (Anna) am 31.3. in seiner Heimat (Bamberg) angekommen. Sofort sei sein Sohn Joachim zu ihm gestoßen - zu seinem großen Glück, denn unerwartet habe er ernsthafte Verstopfung der Nieren (ἐμφράξεις νεφρικαί / obstructio renum) bekommen und der Anfall sei heftig gewesen (παροξυσμός). Nun sei er aber am 7.4. heil und wohlbehalten mit allen hier (in Nürnberg) angekommen und wolle sich hier seiner Gesundheit widmen und – wenn möglich – einige andere Geschäfte erledigen.
Gestern sei Cratos Brief an seinen Sohn Joachim angekommen und Camerarius habe erfahren, wo sich Crato gerade aufhalte und dass es ihm gut gehe. Denn es sei ein trauriges Gerücht über eine gefährliche Krankheit Cratos im Umlauf gewesen. In demselben Brief habe es andere Passagen gegeben, aus denen deutlich geworden sei, dass man Crato von einem „Drama“ berichtet habe, das an den Tagen der Hilaria (gemeint sein dürfte die Karnevalszeit) an Camerarius‘ Universität (in Leipzig) aufgeführt wurde (s. Anm.). Zweifellos kursierten widersprüchliche Gerüchte und Schriften, aber er habe darüber weder an Crato noch an andere schreiben wollen, damit keiner glaube, Camerarius habe vielleicht über den ein oder anderen (Victorinus Strigel?)zu hart gesprochen. Was denjenigen betreffe, auf den Crato wohl mit dem Wort πρεσβύτης ("der Alte"; vielleicht Johann Pfeffinger?) anspiele und den er verdächtige, diese kleine Unruhe verursacht zu haben, so verhalte sich die Angelegenheit ganz anders. Man habe sich bei ihnen (an der Universität) bemüht, die Ruhe und den Frieden zu wahren, da keine Notwendigkeit für Rivalitäten und Streitigkeiten bestanden habe. Dieses Prinzip konnte sich aber nicht behaupten und so sei es zu diesen Ereignissen gekommen. Camerarius halte es aber für besser, gar nicht erst nach Schuldigen zu suchen, da die Abfolge des Geschehenen dies deutlich zeige. Laut Theognis sei es leicht, eine gute Situation in eine schlechte zu verkehren, aber anstrengend, eine schlechte in eine gute zu verwandeln (Thgn. 1,845f.). Er bete deshalb, dass kein noch größeres öffentliches Übel folge. Seiner Meinung nach sei es nützlich, (unsicher:) gleichsam diese Auflösung des Etablierten - ταυτὴν οἱονεὶ τῆς συνεχείας λύσιν - nicht weiter voranzutreiben, und er hoffe, dass niemand für sich seinen Vorwitz bereuen müsse. Denn ein voreiliger Mann ende in Verderben, um wieder Theognis zu zitieren (Thgn. 1,634). Crato könne ihm glauben, dass er wie kein anderer durch diesen Vorfall erschüttert wurde. Denen, die die Medizin ablehnten, könnten aber weder die wirksamen Mittel dieser Kunst noch die Fürsorge des Heilenden helfen - insbesondere, wenn sie ihre schlechte Lebensweise nicht änderten und (weiterhin) das allbekannte Heilmittel als unvernünftig und unnütz abtäten. Solange es möglich sei, werde er alle nach Kräften unterstützen und dafür sorgen, dass er nicht den Anschein erwecke, jemanden herabgesetzt zu haben. Das übrige überlasse er wie immer Gott. Nun habe er Crato mehr zu seiner kurzen Andeutung geschrieben, als er am Anfang gesagt habe. Aber während er sich mit Crato quasi unterhalten habe, seien die Worte aus ihm herausgebrochen. Nun solle aber Schluss damit sein.
Die Neuveröffentlichungen aus Leipzig und die von seinem Sohn Joachim beschafften Werke habe er jetzt noch nicht an Crato schicken können. Er habe sie noch nicht einmal alle erwerben können.
Er erfreue sich hier (in Nürnberg) am Lesen von historischen Schriften und am Schreiben. Bisher habe er sich noch nicht in der Öffentlichkeit gezeigt und habe auch noch nicht viel Besuch gehabt.
Sobald die Bücher zu Crato nach Wien geschickt werden können, werde er wieder schreiben. Auch an (Johannes) Sambucus müsse er noch schreiben. Der hatte ihm einst eine Anzahl Bücher von sich aus angeboten. Nun stelle er aber in einem Brief an seinen Sohn Joachim Bedingungen, die Camerarius nicht akzeptieren könne (vgl. Anm.).
Grüße von Camerarius und seiner Familie an Crato und seine Familie. Lebewohl.
(Anne Kram / Manuel Huth)
Anmerkungen
- "die Reise, die er schon ein halbes Jahr habe unternehmen wollen": In seinem Brief vom 17.10.1566 teilt Camerarius Crato mit, er könne unter anderem aufgrund seiner Nierenprobleme nicht nach Bamberg reisen.
- "Gestern sei Cratos Brief an seinen Sohn Joachim angekommen": https://www.aerztebriefe.de/id/00047869
- "von einem „Drama“ berichtet habe, das an den Tagen der Hilaria (gemeint sein dürfte die Karnevalszeit) an Camerarius‘ Universität Leipzig) aufgeführt wurde": Das Drama muss sich kurz vor Aschermittwoch (12.02.1567) abgespielt habe. Anscheinend geht es um die Entlassung des Victorin Strigel aus der Leipziger Universität, vgl. auch: https://www.aerztebriefe.de/id/00047869. Zum Vorgang vgl.:
- "(Johannes) Sambucus ... hatte ihm einst eine Anzahl Bücher von sich aus angeboten. Nun stelle er aber in einem Brief an seinen Sohn Joachim Bedingungen, die Camerarius nicht akzeptieren könne": Vgl. hierzu unter anderem Camerarius' Brief an Sambucus vom 24.04.1567 und Sambucus' Antwort vom 01.06.