Camerarius an Schwendi, 16.10.1562
Briefe mit demselben Datum | ||||||||||||||||||||
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Werksigle | OCEp 0928 |
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Zitation | Camerarius an Schwendi, 16.10.1562, bearbeitet von Manuel Huth, Vinzenz Gottlieb und Alexander Hubert (31.08.2023), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/OCEp_0928 |
Besitzende Institution | |
Signatur, Blatt/Seite | |
Ausreifungsgrad | Druck |
Erstdruck in | Camerarius, Epistolae familiares, 1595 |
Blatt/Seitenzahl im Erstdruck | S. 042-045 |
Zweitdruck in | |
Blatt/Seitenzahl im Zweitdruck | |
Sonstige Editionen | |
Wird erwähnt in | |
Fremdbrief? | nein |
Absender | Joachim Camerarius I. |
Empfänger | Lazarus von Schwendi |
Datum | 1562/10/16 |
Datum gesichert? | nein |
Bemerkungen zum Datum | 17. Cal. IXbr. 62 |
Unscharfes Datum Beginn | |
Unscharfes Datum Ende | |
Sprache | Latein |
Entstehungsort | Leipzig |
Zielort | o.O. |
Gedicht? | nein |
Incipit | Epistolae Laconicae |
Link zur Handschrift | |
Regest vorhanden? | ja |
Paratext ? | nein |
Paratext zu | |
Kurzbeschreibung | |
Anlass | |
Register | Biographisches (Familie); Biographisches (Trauerfall); Medizin |
Handschrift | unbekannt |
Bearbeitungsstand | validiert |
Notizen | VG, 30.5.22: Der genaue Anlass für diese ungewöhnlich langen Klagen über den Zustand des Staates ist nicht ersichtlich. |
Wiedervorlage | ja |
Bearbeiter | Benutzer:MH; Benutzer:VG; Benutzer:HIWI |
Gegengelesen von | Benutzer:US |
Datumsstempel | 31.08.2023 |
Werksigle | OCEp 0928 |
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Zitation | Camerarius an Schwendi, 16.10.1562, bearbeitet von Manuel Huth, Vinzenz Gottlieb und Alexander Hubert (31.08.2023), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/OCEp_0928 |
Ausreifungsgrad | Druck |
Erstdruck in | Camerarius, Epistolae familiares, 1595 |
Blatt/Seitenzahl im Erstdruck | S. 042-045 |
Wird erwähnt in | |
Fremdbrief? | nein |
Absender | Joachim Camerarius I. |
Empfänger | Lazarus von Schwendi |
Datum | 1562/10/16 |
Datum gesichert? | nein |
Bemerkungen zum Datum | 17. Cal. IXbr. 62 |
Sprache | Latein |
Entstehungsort | Leipzig |
Zielort | o.O. |
Gedicht? | nein |
Incipit | Epistolae Laconicae |
Regest vorhanden? | ja |
Paratext ? | nein |
Register | Biographisches (Familie); Biographisches (Trauerfall); Medizin |
Datumsstempel | 31.08.2023 |
Regest
Bei Xenophon gebe es eine Klage, dass Gutes unbemerkt entgleite. Ebenso sei Gutes entglitten, als der gelehrte Johann Hommel, den S. ja auch kenne, aus dem Leben gerissen worden sei. Das sei besonders für C. traurig wegen des Schmerzes seiner verwitweten Tochter. Schlimmer aber sei dies für die nun verwaiste Universität (Leipzig), die einen herausragenden Künstler (artifex) und Lehrer verloren habe. Freilich seien öffentliche Begräbnisse trauriger, hier seien private Trauer und öffentlicher Schaden mit gleichem Gleichmut zu ertragen. C. aber sei dazu nicht in der Lage, während er den Todesfall an S. melde. Dieser habe Hommel viele Wohltaten erwiesen, besonders bei Christoph von Karlowitz (Kontext ist unklar), der C. gedrängt habe, einige Briefe an S. zu verfassen. Karlowitz gedenke in Kürze mit S. zusammenzutreffen. Es habe sich keine Gelegenheit geboten, über den Zustand des Staates zu diskutieren. Aber bei den Guten und Vaterlandsfreunden gebe es jetzt eine Entfremdung der Interessen, und weder rationale Überlegung noch viele Worte könnten helfen. Und alles sei so verwirrt, dass man es mit menschlichem Ermessen nicht erfassen könne. Zwar gäben Intellektuelle und Gelehrte genaue Instruktionen heraus, wie man den Staat ordnen oder zumindest seine Ruinen abstützen könne. Aber der Sinn erschließe sich nicht, wenn Phemius, gemäß dem Dichter, für taube Ohren singe. Erfahrene Ärzte würden bei hoffnungslosen Erkrankungen keine Medizin zur Heilung versuchen, sondern schmerzlindernde oder lebensverlängernde Mittel einsetzen. Dass aber C.' Alter in einen solchen Wendepunkt gefährlicher Entwicklungen (s. Anm.) falle, das sei für jeden offensichtlich, der nicht, wie Oedipus bei Sophokles sage, et auribus et est mente captus et oculis. Und gemäß den Worten von Entellus bei Vergil (Aen. 5, 398-400): wenn die Jugend nun würde, was sie einst gewesen war, so würde C. vor einem solch freien Spiel nicht zurückschrecken. C. fürchte aber, dass solche Heilmittel, die jene (unklar) in ihrem Scharfsinn für den Staat zu finden meinten, nicht nur unerfreulich, sondern auch schädlich seien. Wie aber der Hirt bei Theokrit (3,19 f.) sage, dass auch eitle Küsse ein süßes Vergnügen bereiteten, so wie die Frucht dieser Überlegungen und Disputationen verschwinde. S. möge C. verzeihen, dass er so freimütig und lang schreibe.
(Vinzenz Gottlieb)
Anmerkungen
- "Bei Xenophon gebe es eine Klage": Xen. Hell. 1,1,23. Im Griechischen heißt es wohl κᾶλα, nicht καλἀ, also "Schiffe entgleiten".
- "wenn Phemius, gemäß dem Dichter, für taube Ohren singe": Phemius ist der Sänger in der Odyssee, der im Haus des Odysseus für die Freier singt. Im ersten Buch singt er über die Rückkehr der griechischen Krieger aus Troja.
- "Wendepunkt gefährlicher Entwicklungen": als annus climacterius galt das 63. Lebensjahr als besonders gefährlich.