Cordus an Camerarius, 24.05.1521
Briefe mit demselben Datum | ||||||||||
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kein passender Brief gefunden |
Werksigle | OCEp 0367 |
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Zitation | Cordus an Camerarius, 24.05.1521, bearbeitet von Ulrich Schlegelmilch und Manuel Huth (10.03.2020), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/OCEp_0367 |
Besitzende Institution | Erlangen, UB |
Signatur, Blatt/Seite | Trew, E. Cordus Nr. 1 |
Ausreifungsgrad | Original |
Erstdruck in | Camerarius, Epistolae doctorum, 1568 |
Blatt/Seitenzahl im Erstdruck | Bl. E1r-E2v |
Zweitdruck in | |
Blatt/Seitenzahl im Zweitdruck | |
Sonstige Editionen | |
Wird erwähnt in | |
Fremdbrief? | nein |
Absender | Euricius Cordus |
Empfänger | Joachim Camerarius I. |
Datum | 1521/05/24 |
Datum gesichert? | ja |
Bemerkungen zum Datum | die Veneris post Pentecosten (im Druck o.J.) |
Unscharfes Datum Beginn | |
Unscharfes Datum Ende | |
Sprache | Latein |
Entstehungsort | Ferrara |
Zielort | o.O. |
Gedicht? | nein |
Incipit | Si aeque vos nostras ac nos vestras |
Link zur Handschrift | http://digital.bib-bvb.de/R/?func=collections&collection id=2397&local base=UBE |
Regest vorhanden? | ja |
Paratext ? | nein |
Paratext zu | |
Kurzbeschreibung | |
Anlass | |
Register | Redaktionelle Überarbeitung; Studienreise; Briefe/Parallelüberlieferung |
Handschrift | gesehen |
Bearbeitungsstand | validiert |
Notizen | |
Wiedervorlage | ja |
Bearbeiter | Benutzer:US; Benutzer:MH |
Gegengelesen von | Benutzer:US |
Datumsstempel | 10.03.2020 |
Werksigle | OCEp 0367 |
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Zitation | Cordus an Camerarius, 24.05.1521, bearbeitet von Ulrich Schlegelmilch und Manuel Huth (10.03.2020), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/OCEp_0367 |
Besitzende Institution | Erlangen, UB |
Signatur, Blatt/Seite | Trew, E. Cordus Nr. 1 |
Ausreifungsgrad | Original |
Erstdruck in | Camerarius, Epistolae doctorum, 1568 |
Blatt/Seitenzahl im Erstdruck | Bl. E1r-E2v |
Fremdbrief? | nein |
Absender | Euricius Cordus |
Empfänger | Joachim Camerarius I. |
Datum | 1521/05/24 |
Datum gesichert? | ja |
Bemerkungen zum Datum | die Veneris post Pentecosten (im Druck o.J.) |
Sprache | Latein |
Entstehungsort | Ferrara |
Zielort | o.O. |
Gedicht? | nein |
Incipit | Si aeque vos nostras ac nos vestras |
Link zur Handschrift | http://digital.bib-bvb.de/R/?func=collections&collection id=2397&local base=UBE |
Regest vorhanden? | ja |
Paratext ? | nein |
Register | Redaktionelle Überarbeitung; Studienreise; Briefe/Parallelüberlieferung |
Datumsstempel | 10.03.2020 |
Adressiert an "Joachimus Quaestor"
Regest (von www.aerztebriefe.de)
Co. habe längere Zeit vergeblich auf einen Brief des Cam. gehofft, doch habe dieser möglicherweise nicht gewußt, wo Co. sich aufhalte. Er sei nun also wohlbehalten in Ferrara eingetroffen - seinen Gegnern (Cordi mastygae) sei dies aber zu verheimlichen -, und zwar kurz vor Christi Himmelfahrt. Die beschwerliche Reise über die Alpen habe ihn, zumal mit einem einäugigen und am Ende lahmen Pferd, über eineinhalb Wochen gekostet, so daß er es am Gardasee zurückgelassen habe. In dieser Gegend hätten sie einige Umwege gemacht, um den berühmten See zu sehen, den Geburtsort Domizio Calderinis besucht, ja sogar in seinem Geburtshaus gespeist. Das Dorf am See heiße in der Volkssprache "Dori" (= Torri del Benaco), und es gebe dort eine Marmorstatue Calderinis mit einer Inschrift, die Co. abgeschrieben habe.
In der Nähe liege auch die von Catull gepriesene Halbinsel Sirmio; die habe Co. nicht so beeindruckend gefunden, doch der See an sich sei schön anzusehen mit seinem klaren Wasser, den darüberstehenden schroffen Klippen und seiner Länge von dreißig italienischen Meilen. Sie hätten ihn in einer Nacht und einem halben Tag überquert. Aus dem See ströme der Fluß Mincio, berühmt durch die Dichtungen Vergils, der an Mantua vorbeifließe und dort einen weiteren großen See bilde. Vergils wegen habe Co. auch diese Stadt besucht, und man habe ihm dort in der Nähe den Weiler gezeigt, aus dem der Dichter stamme, mit Namen "Bitol" (Pietole). Über Padua sei er dann nach Ferrara gelangt.
Co. habe ein Zimmer bei einem Arzt (Vincentius Caprilus) gefunden und zahle 11 Dukaten Miete, könne dort aber höchstens sechs Monate bleiben. Cam. könne sich denken, wie die übrigen Kosten aussähen - alles sei doppelt so teuer wie in Deutschland! Das werde aber dadurch aufgewogen, daß sie keine schlechten Lehrer (paenitendi praeceptores) hätten: Nicolaus Leonicenus selbst lese, obwohl bereits 90 Jahre alt, außerdem Minardus (Giovanni Manardi); einen dritten Lehrer habe er noch nicht kennengelernt. Er hoffe, nicht ungelehrt wieder zu gehen und, falls es ihm hier nicht gelinge, zuhause den Titel zu erwerben.
Ansonsten höre man nur, daß sich ein italienischer Autor (Unbekannt) gegen Erasmus gewandt und ihn beschimpft habe: seine Korrektur und Übersetzung der Evangelien sei zwar gelehrt, doch mit Lukian und anderen profanen Autoren solle er sich nicht so ausgiebig beschäftigen. Es sei förmlich zu riechen, wohin das ziele: diesen Leuten gefalle es nicht, daß die Heilige Schrift so zugänglich gemacht werde und daß den schmutzigen Deutschen so die Augen geöffnet würden (oculati foeti Germani).
Von der Luthersache bekomme man in Italien überhaupt nichts mit. Der Verf. bitte Cam. sehr dringend darum, ihm alles mitzuteilen, was mit (Martin) Luther geschehe. Seit Co. Worms verlassen habe, sei ihm nichts mehr zu Ohren gekommen; dort hingegen habe er ein Preisgedicht (jubilum) verfaßt und es bei Luthers Einzug in Worms vorgetragen. Ob Cam. es kenne, wisse Co. nicht, jedenfalls meine er, es sei in Straßburg gedruckt worden (tats.: Hagenau; s. Anm.), nachdem Philippus Engentinus (Engelbrecht) den Text dorthin gebracht hatte. Mit diesem und anderen Männern habe sich Co. damals angefreundet.
In Ferrara habe Co. den berühmten Grammatiker Curius Lancelotius gesehen, der aber ein ganz schmutziger, unförmiger und ärmlicher Mann sei. Alle verabscheuten ihn, da er - wenn das Gerücht stimme - "unrein" sei (impuritas). Auch heiße es, er schmücke sich mit fremden Federn (pavoninae pinnae) und sei gar nicht der Autor eines umfangreichen Werkes. Außerdem gebe es in Ferrara noch einen Coelius (wohl = Celio Calcagnini), dessen griechische und lateinische Gelehrsamkeit man ebensosehr lobe wie seine Dichtkunst; Co. habe jedoch beschlossen, ihn nicht zu treffen, da er sich nicht auf Gefechte mit derartigen Leuten einlassen wolle. Dennoch habe er sich den poetischen Spott nicht abgewöhnt, und Cam. werde ihn später zu Gesicht bekommen: zur Erholung feile er in seiner Freizeit am vierten Buch seiner Epigramme. Vielleicht könne er sie in Venedig drucken lassen, sobald er auf dem Heimweg nach Deutschland dorthin komme.
Doch was er schon längst habe fragen wollen: Wie gehe es seinem (bei Cam. gebliebenen) Sohn Lucianus? Co. hoffe sehr, daß er sich bemühe, und sorge sich, daß er sich nicht angemessen benehme. Co. bitte Cam. "bei allen Musen", daß er sich um jenen bemühen solle, und verspreche eine Gegengabe.
Grüße an Forchemius (Georg Petz), Vessnerus (Unbekannt) und die Freunde; Grüße von Antonius (Unbekannt).
(Ulrich Schlegelmilch)
Anmerkungen
- "es sei in Straßburg gedruckt worden": Gemeint ist wohl der Druck "Luther, Oratio coram Caes(are) habita, 1521". Das Iubilum befindet sich auf Bl. Aiiiir-Avr.