Camerarius an Volland, nach dem 18.05.1536
Briefe mit demselben Datum | ||||||||||||||||||||||||
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Werksigle | OCEp 0145 |
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Zitation | Camerarius an Volland, nach dem 18.05.1536, bearbeitet von Manuel Huth und Michael Pöschmann (15.05.2023), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/OCEp_0145 |
Besitzende Institution | |
Signatur, Blatt/Seite | |
Ausreifungsgrad | Druck |
Erstdruck in | Camerarius, De Helio Eobano Hesso, 1553 |
Blatt/Seitenzahl im Erstdruck | Bl. Y4v-Y6r |
Zweitdruck in | |
Blatt/Seitenzahl im Zweitdruck | |
Sonstige Editionen | |
Wird erwähnt in | |
Fremdbrief? | nein |
Absender | Joachim Camerarius I. |
Empfänger | Caspar Volland |
Datum | 1536 |
Datum gesichert? | nein |
Bemerkungen zum Datum | |
Unscharfes Datum Beginn | 1536-05-18 |
Unscharfes Datum Ende | 1536-12-31 |
Sprache | Latein |
Entstehungsort | Tübingen |
Zielort | Tübingen |
Gedicht? | ja |
Incipit | Te studiorum artisque bonae doctissime, quantum |
Link zur Handschrift | |
Regest vorhanden? | ja |
Paratext ? | nein |
Paratext zu | |
Kurzbeschreibung | |
Anlass | |
Register | Briefe/Briefgedichte; Briefe/Kondolenzschreiben |
Handschrift | unbekannt |
Bearbeitungsstand | korrigiert |
Notizen | Quae legisse voles - bleibt mir unklar, US |
Wiedervorlage | ja |
Bearbeiter | Benutzer:MH; Benutzer:HIWI4 |
Gegengelesen von | Benutzer:MH; Benutzer:US; Benutzer:VG |
Datumsstempel | 15.05.2023 |
Werksigle | OCEp 0145 |
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Zitation | Camerarius an Volland, nach dem 18.05.1536, bearbeitet von Manuel Huth und Michael Pöschmann (15.05.2023), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/OCEp_0145 |
Ausreifungsgrad | Druck |
Erstdruck in | Camerarius, De Helio Eobano Hesso, 1553 |
Blatt/Seitenzahl im Erstdruck | Bl. Y4v-Y6r |
Fremdbrief? | nein |
Absender | Joachim Camerarius I. |
Empfänger | Caspar Volland |
Datum | 1536 |
Datum gesichert? | nein |
Unscharfes Datum Beginn | 1536-05-18 |
Unscharfes Datum Ende | 1536-12-31 |
Sprache | Latein |
Entstehungsort | Tübingen |
Zielort | Tübingen |
Gedicht? | ja |
Incipit | Te studiorum artisque bonae doctissime, quantum |
Regest vorhanden? | ja |
Paratext ? | nein |
Register | Briefe/Briefgedichte; Briefe/Kondolenzschreiben |
Datumsstempel | 15.05.2023 |
Zielort mutmaßlich.
Hinweise zur Datierung
Der Brief wurde nach dem Umzug nach Tübingen und nach der Publikation des Commentarius captae urbis verfasst, dessen Widmungsbrief auf den 18.05.1536 datiert (=Terminus post quem). Wahrscheinlich handelt es sich hier um den Beginn der Korrespondenz zwischen C. und V. Es ist unklar, ob die beiden sich schon vorher kannten; in MBW - Regesten online, Nr. 1919 wird die Bekanntschaft angedeutet. Terminus ante quem ist Vollands Wechsel an die Universität (Tübingen) 1537, denn damit war er kein Stadtschreiber mehr.
Regest
Briefgedicht in 33 Distichen.
Ob es eine Schande für sie beide sei, dass Camerarius den in den Studien und den schönen Künsten höchst bewanderten Volland nicht kannte? Freilich sei es Camerarius' Schuld, das könne man nicht von der Hand weisen, doch auch Volland habe seinen Anteil daran. Denn wie könne wiederum Volland nicht wissen, dass Camerarius in diesen Zeiten die verschmähten Musen verehre, daß er versuche, die Ruhe unter Apolls Lorbeer zu genießen und die schlichte Muße eines einfachen Lebens Reichtümern vorziehe?
Wie könnte Camerarius, wenn er auch wußte, dass Volland einst die schönen Künste pflegte, davon ausgehen, Volland habe nun weiterhin genug Zeit für ihre Ausübung, wo er doch nun seiner Tätigkeit als Stadtschreiber nachgehen müsse? (Unsicher:) Oder bereite ihm ihre Ausübung etwa Verdruss und schäme er sich, öffentlich zu machen, dass ihm die Künste einst am Herzen lagen? Warum denn verschleiere er, dass ihm die Gottheit (Apoll) zugetan sei, der die Berge von Kirrha geweiht seien? Und warum verheimliche er, dass er der Schar der neun Musen gefallen habe, die vom höchsten Vater Zeus abstammten? Ein Irrtum verderbe weder die Menschen noch die Dinge, und was gut sei, das werde nicht schlecht, bloß weil einer es für schlecht halte, und bloß weil das Volk derartige Studien für unnütz halte, mache es Camerarius nicht weniger Freude, die Heiligtümer der Musen zu verehren.
Camerarius spreche schon so, als ob er den Pfad zum Musenberg kenne und ihm das Wasser der kastalischen Quelle bekannt sei. Wenn aber bisweilen bei einer lobenswerten Tat allein der Wille ausreiche und es in bedeutenden Dingen schon genug sei, sie zu wollen, dann wolle Camerarius sich als Freund der göttlichen Musen bezeichnen lassen, die in den Wellen der Aganippe und im Gebirge von Delphi ihr Spiel trieben.
Doch nun zum Gedicht, das Volland ihm geschickt hatte. Es habe ihm wunderbar gefallen, und seine Verse, wenn sie auch nur wenige seien, offenbarten durch ihre Qualität Vollands Talent und seinen guten Charakter. Nun sehne sich Camerarius die Anwesenheit Vollands herbei und jetzt erst erkenne er, wie wenig er ihn eigentlich kenne. Er wünsche sich, die engste freundschaftliche Bindung mit ihm einzugehen. Diese Studien (der Musenkunst) habe er schon in seinen jungen Jahren geliebt und manche glaubten, dass Camerarius ihnen vom Schicksal her besonders zugeneigt sei: sie fänden im Zeitpunkt seiner Geburt die Pflege dieser Künste angedeutet. Sei dies nun wahr oder falsch - was Camerarius eher glaube -, so gefalle ihm dennoch diese Geschichte, und er werde nicht zögern, sich größten Dichterruhm zu erwerben, wogegen die Reichen ruhig auf ihre erbärmliche Habgier bedacht sein sollten. Ihm nämlich machten nicht Reichtum und Gerichtsverhandlungen Freude; zahlreiche Klienten sollten gern für die anderen ein lukratives Geschäft sein. Sei es nun seine Natur, oder sein eigener Wille, das Studium der Musenkunst sei ihm angenehm. Er verehre die Erfindungen der Musen und ihre Anhänger. Wenn dies auch auf Volland zutreffe, seien all seine Wünsche erfüllt.
Volland möge sich noch gedulden, bis Camerarius einen geeigneten Boten gefunden habe, der ihnen die von Volland gewünschten Gesetze der Stadt Nürnberg hierher bringen könne, die Camerarius neulich gut geheißen hatte (iudicio nuper probata iura meo).
Camerarius werde es nicht an Sorge und Zuverlässigkeit mangeln lassen, um seiner Freundschaft mit Volland (auch) öffentlich Ausdruck zu verleihen. Er habe ihm nun Lobgedichte auf den Kaiser (Karl V.; s. Anm.) geschickt, deren Neuartigkeit Volland begeistern könnte. Zwar werde Volland wohl (vor allem?) schnell lesen wollen, doch möge er dieses Briefgedicht sowie die Lobgedichte wohlwollend aufnehmen. Camerarius' Werke seien das Ergebnis seines Eifers, der Arbeit eines raschen Federkiels, und eines von Sorgen geplagten Geistes. Wenn nicht immer wieder viele Dinge seine Ruhe störten, so würde Volland diese Werke erst später und vielleicht auch in weniger schlechtem Zustand bekommen.
(Michael Pöschmann / Manuel Huth)
Anmerkungen
- "Er habe ihm nun Lobgedichte auf den Kaiser geschickt": Camerarius bezieht sich auf die folgenden im Commentarius captae urbis überlieferten Gedichte: