Camerarius an Turnèbe, 1556
Briefe mit demselben Datum | ||||||||||||||||||||||
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Werksigle | OCEp 0376 |
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Zitation | Camerarius an Turnèbe, 1556, bearbeitet von Manuel Huth und Alexander Hubert (21.04.2022), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/OCEp_0376 |
Besitzende Institution | |
Signatur, Blatt/Seite | |
Ausreifungsgrad | Druck |
Erstdruck in | Camerarius, Epistolae doctorum, 1568 |
Blatt/Seitenzahl im Erstdruck | Bl. L1r-L3v |
Zweitdruck in | |
Blatt/Seitenzahl im Zweitdruck | |
Sonstige Editionen | |
Wird erwähnt in | |
Fremdbrief? | nein |
Absender | Joachim Camerarius I. |
Empfänger | Adrien Turnèbe |
Datum | 1556 |
Datum gesichert? | nein |
Bemerkungen zum Datum | Das Briefjahr ist gesichert (ἔτει τῆς χριστογονίας α. Φ. ν. ϛ.). |
Unscharfes Datum Beginn | 1556/03/10 |
Unscharfes Datum Ende | 1556/12/31 |
Sprache | Latein;Griechisch |
Entstehungsort | Leipzig |
Zielort | o.O. |
Gedicht? | nein |
Incipit | Πάλαι ἤδη ἐγὼ ἐνθυμούμενος |
Link zur Handschrift | |
Regest vorhanden? | ja |
Paratext ? | nein |
Paratext zu | |
Kurzbeschreibung | |
Anlass | |
Register | Biographisches (Buchbesitz); Biographisches (Studium) |
Handschrift | unbekannt |
Bearbeitungsstand | korrigiert |
Notizen | |
Wiedervorlage | ja |
Bearbeiter | Benutzer:MH; Benutzer:HIWI |
Gegengelesen von | Benutzer:JS; Benutzer:US |
Datumsstempel | 21.04.2022 |
Werksigle | OCEp 0376 |
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Zitation | Camerarius an Turnèbe, 1556, bearbeitet von Manuel Huth und Alexander Hubert (21.04.2022), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/OCEp_0376 |
Ausreifungsgrad | Druck |
Erstdruck in | Camerarius, Epistolae doctorum, 1568 |
Blatt/Seitenzahl im Erstdruck | Bl. L1r-L3v |
Wird erwähnt in | |
Fremdbrief? | nein |
Absender | Joachim Camerarius I. |
Empfänger | Adrien Turnèbe |
Datum | 1556 |
Datum gesichert? | nein |
Bemerkungen zum Datum | Das Briefjahr ist gesichert (ἔτει τῆς χριστογονίας α. Φ. ν. ϛ.). |
Unscharfes Datum Beginn | 1556/03/10 |
Unscharfes Datum Ende | 1556/12/31 |
Sprache | Latein;Griechisch |
Entstehungsort | Leipzig |
Zielort | o.O. |
Gedicht? | nein |
Incipit | Πάλαι ἤδη ἐγὼ ἐνθυμούμενος |
Regest vorhanden? | ja |
Paratext ? | nein |
Register | Biographisches (Buchbesitz); Biographisches (Studium) |
Datumsstempel | 21.04.2022 |
Der Druck weist zahlreiche Fehler auf (etwa τῶν λόγον, κρύττω statt κρείττω (itazistische Aussprache?), falsche Spatia etc.).
Regest
Mit Blick auf dessen Mittel preise Camerarius Adrien Turnèbe glücklich ob seiner Situation: Er habe Zugriff auf einen großen Buchbestand, das Land sei gut regiert und die Bildung floriere, zudem habe er noch die Muße für seine Studien; bei ihm, Camerarius, dagegen liege doch vieles im Argen, sodass er Turnèbe tatsächlich beneide. Doch er selbst werde, worum es auch gehe, Eigenes nicht schlecht reden. Turnèbe jedoch mache sich über Camerarius lustig und lobe irgendetwas an seinem Talent, während er seine eigene Leistung klein rede, und klage, dass er Camerarius nicht auf ebenbürtige Weise antworten könne (vgl. hierzu Turnèbe an Camerarius, 15.05.1555). Dabei komme sein Werk dem Turnèbes nicht gleich, auch wenn er sich das wünschte, weil er dann er eine höhere Meinung von seiner eigenen Arbeit haben könne.
Er werde aber wohl kaum leugnen, dass er sich bereits seit seinen frühesten Jahren um die richtige Bildung bemüht habe, und zwar ganz besonders angetrieben von der übermächtigen Liebe zum Griechischen. Denn einst hätten einige Leute um Richard Croke (Κρόκο(ς) (ὁ) βρετανό(ς)) deren Kenntnis verbreitet. Und er, gerade 13 Jahre alt, sei vom Vater der Bildung wegen hierher geschickt worden, und habe die Buchstaben gleichsam als Grundstein seiner späteren Kenntnisse aufgesogen, ohne sich um irgendetwas anderes zu kümmern. So sei er gleichsam umgarnt, oder besser wie eine Maus, die Harz gekostet habe, von der Begeisterung für die Worte gepackt worden und beschäftige sich bis heute damit.
Er nähere sich bereits dem höheren Alter, und habe, nach Solon, nicht viel, aber stets ein wenig und das Nötigste gelernt. Bis heute folge er dieser Leidenschaft, übe stets und schäme sich auch nicht, das zuzugeben, denn er wisse, dass dieser Vorsatz nicht tadelnswert und das Ziel hinter all den Mühen es wert sei. Und das sei bei weitem nicht immer einfach gewesen. Aber was solle er ihn jetzt mit den Einzelheiten seiner Schwierigkeiten belasten?
Er selbst sei nämlich der Meinung, sein Fortschritt sei zwar nicht zu verachten, er habe aber dennoch noch nichts Erwähnenswertes vollbracht, wohingegen Turnèbe, der ja höchst geschickt im Umgang mit Worten sei, seine Schreiben nicht nur wohlwollend annehme, sondern sogar zu lobpreisen scheine. Zudem habe Turnèbe offenbar eine solche Haltung, dass er Camerarius freundlich gesinnt bleiben wolle und ihm selbst und seinen Bemühungen bzw., um die Wahrheit zu sagen, seinem Wagnis, nicht nur einfach in Prosa, sondern sogar in Versen ein wenig zusammenzuschreiben, nicht nur irgendeinen beliebigen Gedanken zuteil werden lassen wolle (s. Anm.). Turnèbe wisse ja, dass er sich anders als manche Tiere, die sich eher versteckt hielten, und gerade nach dem Lob durch Turnèbe, nicht fürchte, hervorzukommen und mit Worten Aufmerksamkeit zu erregen. So sei nun also das Risiko der Veröffentlichung auf Turnèbe mit übergegangen, wie er auch an allem Lob auf Camerarius Anteil haben werde. Er selbst nämlich werde zu allen sagen, dass sein Werk von Adrien Turnèbe als gut bewundert und gepriesen werde.
Dafür werde Camerarius ihn ewig schätzen und er werde neidlos Turnèbes beredte ἀρετή loben. Dies aber wolle er nicht nur mit Worten, sondern mit Taten beweisen. Nun aber wolle er den Brief mit den üblichen Worten beenden und Turnèbe Lebwohl sagen. Mit der üblichen Schlussformel ἔρρωσο und der Bitte, ihm freundlich gesonnen zu bleiben, beendet Camerarius den Brief.
Im lateinischen Postscriptum gratuliert Camerarius Turnèbe zu dessen Sophokles-Edition. Er wünschte, er hätte sie bereits zu dem Zeitpunkt besessen, da er selbst einen Kommentar zu Sophokles verfasst habe; dieser hätte dadurch nämlich deutlich an Qualität gewonnen. Aber dennoch freue er sich über diese Erwerbung und danke Turnèbe dafür, dass er die Grenzen der Literaturwissenschaft ausweite (tibi gratias ago in dies quasi terminos proferenti eruditionis litterarum).
(Alexander Hubert)
Anmerkungen
- Im erstem Absatz bezieht sich Camerarius auf Turnèbe an Camerarius, 15.05.1555, Turnèbes Antwort auf Camerarius' erstes Anschreiben. Bei dem vorliegenden Brief handelt es sich wiederum um eine Antwort darauf.
- "seinen Bemühungen bzw., um die Wahrheit zu sagen, seinem Wagnis, nicht nur einfach in Prosa, sondern sogar in Versen ein wenig zusammenzuschreiben, nicht nur irgendeinen beliebigen Gedanken zuteil werden lassen wolle": In Camerarius an Turnèbe, 13.03.1555 hatte Camerarius Turnèbe im Anhang einige eigene griechische Verse zukommen lassen, die dieser in Turnèbe an Camerarius, 15.05.1555 hoch gelobt hatte. Es handelte sich dabei laut Turnèbe wohl um ein Gedicht auf die Geburt Jesu.
- "Im lateinischen Postscriptum gratuliert Camerarius Turnèbe zu dessen Sophokles-Edition": Der erwähnte Sophokles-Edition Turnèbes wurde 1553 in Paris gedruckt.
- "bereits zu dem Zeitpunkt (...), da er selbst einen Kommentar zu Sophokles verfasst habe": Camerarius hatte 1534 eine Edition samt Kommentar zu Sophokles herausgegeben, die beide in Sophokles, Τραγῳδίαι ἑπτά, 1534 enthalten sind. Im August 1556 kam ein weiterer Sophokles-Kommentar des Camerarius heraus.