Camerarius an Micyllus, nach 09.08.1540
Briefe mit demselben Datum | ||||||||||||||||||||||
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Werksigle | OCEp 0450 |
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Zitation | Camerarius an Micyllus, nach 09.08.1540, bearbeitet von Manuel Huth, Michael Pöschmann und Vinzenz Gottlieb (11.01.2023), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/OCEp_0450 |
Besitzende Institution | |
Signatur, Blatt/Seite | |
Ausreifungsgrad | Druck |
Erstdruck in | Camerarius, Epistolae doctorum, 1568 |
Blatt/Seitenzahl im Erstdruck | Bl. T3r-T4v |
Zweitdruck in | |
Blatt/Seitenzahl im Zweitdruck | |
Sonstige Editionen | |
Wird erwähnt in | |
Fremdbrief? | nein |
Absender | Joachim Camerarius I. |
Empfänger | Jakob Micyllus |
Datum | |
Datum gesichert? | nein |
Bemerkungen zum Datum | o.D.; ermitteltes Datum: nicht allzu lange nach 09.08.1540; s. Hinweise zur Datierung |
Unscharfes Datum Beginn | 1540-08-09 |
Unscharfes Datum Ende | |
Sprache | Latein |
Entstehungsort | Tübingen |
Zielort | Frankfurt am Main |
Gedicht? | nein |
Incipit | Tuae mihi litterae, nescio quo tabellario afferente ad V. Id. Sextilis redditae fuere |
Link zur Handschrift | |
Regest vorhanden? | ja |
Paratext ? | nein |
Paratext zu | |
Kurzbeschreibung | |
Anlass | |
Register | Biographisches (Universitätswesen) |
Handschrift | nicht gesehen |
Bearbeitungsstand | korrigiert |
Notizen | MH an US: Unsicher: Denn da Micyll nach einem dauerhaften Wohnsitz suche, wäre es doch schicklich, dass http://kallimachos.de/camerarius/index.php?title=Camerarius_an_Micyllus,_nach_09.08.1540&action=formedit#BearbeitungsstandCamerarius ihn vorher darauf hingewiesen hätte, wenn sich hier (in Tübingen) etwas (Negatives) ereignet habe, bevor er ihn zur Annahme der Stelle dränge. Er sehe es als seine Aufgabe an, es Micyll nicht zu verschweigen, wenn er etwas finde, das seiner Würde abträglich oder zu seinem Nachteil sei, aus vielen Gründen aber glaube er es vermeiden zu müssen, auch noch nach (Gründen für) eine Empfehlung zu suchen.
VG, 11.1.23: Ich bin der Überzeugung, dass es hier um die Berufung des Jahres 1536 geht. Deshalb sind einige Punkte zu ändern:
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Wiedervorlage | ja |
Bearbeiter | Benutzer:MH; Benutzer:HIWI4; Benutzer:VG |
Gegengelesen von | Benutzer:US |
Datumsstempel | 11.01.2023 |
Werksigle | OCEp 0450 |
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Zitation | Camerarius an Micyllus, nach 09.08.1540, bearbeitet von Manuel Huth, Michael Pöschmann und Vinzenz Gottlieb (11.01.2023), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/OCEp_0450 |
Ausreifungsgrad | Druck |
Erstdruck in | Camerarius, Epistolae doctorum, 1568 |
Blatt/Seitenzahl im Erstdruck | Bl. T3r-T4v |
Fremdbrief? | nein |
Absender | Joachim Camerarius I. |
Empfänger | Jakob Micyllus |
Datum gesichert? | nein |
Bemerkungen zum Datum | o.D.; ermitteltes Datum: nicht allzu lange nach 09.08.1540; s. Hinweise zur Datierung |
Unscharfes Datum Beginn | 1540-08-09 |
Sprache | Latein |
Entstehungsort | Tübingen |
Zielort | Frankfurt am Main |
Gedicht? | nein |
Incipit | Tuae mihi litterae, nescio quo tabellario afferente ad V. Id. Sextilis redditae fuere |
Regest vorhanden? | ja |
Paratext ? | nein |
Register | Biographisches (Universitätswesen) |
Datumsstempel | 11.01.2023 |
Entstehungs- und Zielort ermittelt.
Hinweise zur Datierung
Terminus ante quem: Der Brief ist während der Zeit entstanden, als Camerarius in Tübingen war, d.h. vor seiner Berufung nach Leipzig (am 3.9.1541). Camerarius erwähnt auch Gerüchte, dass man ihn nach Sachsen berufen wolle, weiß aber noch nichts Konkretes. Es muss sich nicht um die Berufung nach Leipzig 1541 handeln: möglich ist auch eine Berufung nach Wittenberg , wie Melanchthon sie häufiger ausgesprochen hat.
Regest
Camerarius habe den Brief Micylls durch irgendeinen Boten am 9. August erhalten. Micyll hatte in dem Schreiben mitgeteilt, dass die beiden Briefe angekommen seien, wegen deren Zustellung Camerarius so besorgt gewesen sei. Sie hätten nämlich nicht in andere Hände fallen dürfen. Zudem habe Camerarius durch die Gewissenhaftigkeit bei der Aufrechterhaltung des Briefkontakts seine enge Freundschaft zu Micyll bekunden wollen.
Micyllus schreibe, Michael (Roting?) habe ihm berichtet, dass Camerarius von den Sachsen (i.e. nach Leipzig oder Wittenberg) berufen werde. Freilich gebe es Gerüchte, die auch bis hierher (nach Tübingen) vordrangen, aber Camerarius wisse nicht, was es damit auf sich habe. Nichts ziehe Camerarius (aus Tübingen) weg und er wolle auch nicht weggehen. Er sei es zwar schon gewöhnt, aber es schmerze ihn, dass es hier sonst niemanden gebe, der den schönen Künsten und Disziplinen so zugeneigt sei wie er selbst.
Der Fürst (Ulrich von Württemberg) sei äußerst großzügig, schäme sich schon längst einiger seiner (früheren) Fehltritte und widme sich der (Reform der) Universität (Tübingen), aber die hiesigen Adligen (nostri proceres) nähmen diese Chance (τὸ παρὼν καιρός) gar nicht wahr.
Er könne sich nicht wirklich Hoffnungen für den Staat (= für das Vorankommen der Universität) machen oder Pläne für sein Privatleben fassen. Denn vieles oder vielmehr alles sei, gelinde gesagt, nur nachlässig betrieben worden, darunter auch jene geheimen Dinge (μυστηριώδη), die er in einem Brief nicht zu erklären wage. Wenn er nur einen Gefährten hätte, mit dem er seine Sorgen oder sein Schicksal teilen könnte, wäre er zuversichtlicher. Aber bisher sei ihm diese Gnade versagt geblieben. Camerarius habe ja schon einmal Micyll zu sich holen wollen (vgl. Camerarius an Micyllus, 04.01.1537), aber obwohl dieser damals nicht völlig abgeneigt schien, hatte er doch in einem Gespräch mit Philipp (Melanchthon) die Sache rundheraus abgelehnt, weswegen Camerarius danach (darüber) geschwiegen habe. Wie Elektra in der Tragödie (des Sophokles) sage, behaupte er (sc. Micyll) zwar auch jetzt, dass er kommen werde, tue aber nichts von dem, was er sage. Camerarius habe sich also, von Micylls Brief angeregt, dazu entschlossen, erneut mit ihm über die Sache (d.h. eine mögliche Berufung) zu verhandeln. Micyll werde sagen: "Warum solltest du das tun? Du weißt ja nicht einmal, was mit dir passieren wird." Im besten Fall allerdings schon - bald werde man mehr wissen -, den er sich so ausmale: Sollte sich Micyllus dazu entscheiden, seine Wirkungsstätte (Frankfurt am Main oder Heidelberg) zu verlassen, ein Leben wie Camerarius (als Universitätsprofessor) zu führen und es mit Camerarius (in Tübingen) zu versuchen, dann werde er hier ein angenehmes und gutes Leben führen können, ebensogut wie anderswo. Camerarius schreibe darüber so wenig, weil er wolle, dass sich Micyll aus freien Stücken entscheide und nicht, weil Camerarius ihn überrede. Denn da Micyll nach einem dauerhaften Wohnsitz suche, wäre es doch schicklich, dass Camerarius ihn vorher darauf hinwiese, falls sich hier (in Tübingen) etwas (Negatives) ereigne, bevor er ihn zur Annahme der Stelle dränge. Er sehe es als seine Aufgabe an, es Micyll nicht zu verschweigen, wenn er etwas finde, das seiner Würde abträglich oder zu seinem Nachteil sei, aus vielen Gründen aber glaube er es vermeiden zu müssen, auch noch nach (Gründen für) eine Empfehlung zu suchen.
Es fehle hier an einem Professor für die lateinische Sprache und an einem tüchtigen und gelehrten Mann, der das Paedagogium leite. Camerarius wolle es nicht hinnehmen, dass diese Stellen weiterhin unbesetzt blieben. Viele Werke, insbesondere seine Verse, bekundeten Micylls Befähigung auf dem Gebiet der lateinischen Sprache. Micyllus wisse, wie sehr ihn Camerarius schätze, und Camerarius habe es auch oft genug zum Ausdruck gebracht. Er wolle niemanden lieber als Micyllus hier (in Tübingen) haben. Sollte Micyllus einverstanden sein, werde Camerarius mit allen Kräften auf seine Berufung hinarbeiten oder selbst den unfruchtbaren Acker (i.e. Tübingen) verlassen. Hoffentlich finde man auch durch Micylls Hilfe einen geeigneten Leiter für das Paedagogium, der ehrlich sei und gute Fähigkeiten als Verwalter habe. Aber darum werde man sich später kümmern. Micyllus müsse nun eine Entscheidung treffen und solle ihm möglichst bald mitteilen, was Camerarius tun solle (i.e. ob er die Berufung Micylls betreiben solle). Lebewohl.
(Manuel Huth / Michael Pöschmann)