Camerarius an Fabricius, Dezember 1557 (?)
Briefe mit demselben Datum | ||||||||||||||||||||||
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Werksigle | OCEp 0859 |
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Zitation | Camerarius an Fabricius, Dezember 1557 (?), bearbeitet von Manuel Huth und Vinzenz Gottlieb (05.06.2023), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/OCEp_0859 |
Besitzende Institution | |
Signatur, Blatt/Seite | |
Ausreifungsgrad | Druck |
Erstdruck in | Camerarius, Epistolae familiares, 1583 |
Blatt/Seitenzahl im Erstdruck | S. 506-507 |
Zweitdruck in | |
Blatt/Seitenzahl im Zweitdruck | |
Sonstige Editionen | |
Wird erwähnt in | |
Fremdbrief? | nein |
Absender | Joachim Camerarius I. |
Empfänger | Georg Fabricius |
Datum | |
Datum gesichert? | nein |
Bemerkungen zum Datum | o.D. |
Unscharfes Datum Beginn | 1557/12/10 |
Unscharfes Datum Ende | 1558/01/15 |
Sprache | Latein |
Entstehungsort | Leipzig |
Zielort | Meißen |
Gedicht? | nein |
Incipit | Non accidit mihi acerba mei popularis vehementia |
Link zur Handschrift | |
Regest vorhanden? | ja |
Paratext ? | nein |
Paratext zu | |
Kurzbeschreibung | |
Anlass | |
Register | Biographisches (Familie); Büchersendung; Wormser Religionsgepräch (1557); Innerprotestantische Krise |
Handschrift | unbekannt |
Bearbeitungsstand | korrigiert |
Notizen | An US/MP:
VG, 7.7.22: Zur Datierung: Es war sicher nicht vor 1546, denn in diesem Jahr wurde Fabricius Rektor der Fürstenschule. Der Sohn muss Philipp oder Ludwig sein (ich weiß nicht mehr, wo ich gelesen habe, dass dieser in Meißen Schüler war); da Philipp ab 1559 in Tübingen und Ludwig ab 1560 bei Crato in Breslau war, muss der Brief vorher geschrieben sein. Später wäre nur möglich, wenn es C.' vernachlässigter Jünster, Gottfried, wäre. Über dessen Werdegang wissen wir aber fast gar nichts. Ich tippe allerdings auf die 50er Jahre, da C. reist, ohne von gesundheitlichen Beschwerden zu berichten. VG, 20.2.23: Inhaltlich könnte man die Zeitenklage in die Zeit nach dem Schmalkaldischen Krieg einordnen. Damals gab es viel Zwiespalt unter den protestantischen Ländern. Albinus als Kanzler Mgf. Johanns passt gut in diese Gemengelage, da Kf. Moritz sich an dessen Königsberger Bund zunächst anschloss, um dann dort die Leitung zu unternehmen. Die Verhandlungen könnten die ums Interim sein? Es könnte aber auch nach dem Fürstenaufstand sein. Dann geht es vielleicht um den Augsburger Religionsfrieden. Wenn aber Ph. C. tatsächlich erst Dez. 1554 nach Meißen gekommen ist, muss der Brief 1555 oder später geschrieben sein. VG, 5.6.23: Mit TWs Hinweisen ist die Datierung hinreichend sicher auf Dez. 57 eingegrenzt und ich benenne den Brief um. |
Wiedervorlage | ja |
Bearbeiter | Benutzer:MH; Benutzer:VG |
Gegengelesen von | Benutzer:HIWI4; Benutzer:US |
Datumsstempel | 5.06.2023 |
Werksigle | OCEp 0859 |
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Zitation | Camerarius an Fabricius, Dezember 1557 (?), bearbeitet von Manuel Huth und Vinzenz Gottlieb (05.06.2023), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/OCEp_0859 |
Ausreifungsgrad | Druck |
Erstdruck in | Camerarius, Epistolae familiares, 1583 |
Blatt/Seitenzahl im Erstdruck | S. 506-507 |
Fremdbrief? | nein |
Absender | Joachim Camerarius I. |
Empfänger | Georg Fabricius |
Datum gesichert? | nein |
Bemerkungen zum Datum | o.D. |
Unscharfes Datum Beginn | 1557/12/10 |
Unscharfes Datum Ende | 1558/01/15 |
Sprache | Latein |
Entstehungsort | Leipzig |
Zielort | Meißen |
Gedicht? | nein |
Incipit | Non accidit mihi acerba mei popularis vehementia |
Regest vorhanden? | ja |
Paratext ? | nein |
Register | Biographisches (Familie); Büchersendung; Wormser Religionsgepräch (1557); Innerprotestantische Krise |
Datumsstempel | 5.06.2023 |
Entstehungsort ermittelt; Zielort mutmaßlich. Einzelne Personennamen mutmaßlich für den Druck anonymisiert.
Regest
Die Leidenschaftlichkeit seines Landsmannes (unbekannt) habe Camerarius nicht gestört. Woran er Anstoß nehme, sei die Tatsache, dass bei solchen Streitfragen nicht nur ungeklärt bleibe, worum es eigentlich gehe, sondern auch der Hass auf (einzelne) Menschen mit den Themen vermengt werde, wie Camerarius beobachte. Ersteres schade der Lehre, zweiteres sei unfromm. Aber er sehe ein, dass es vergebens sei, in einer Zeit der Zerstörung auf einen Wiederaufbau zu hoffen. In welch (schlimme) Zeiten sei ihre Generation geraten! Jeder müsse für sich selbst entscheiden, ob er lieber gleichsam eine Kralle im Geschwür des staatlichen Elends sein wolle, oder jemand, der im Rahmen seiner Möglichkeiten darauf achtgebe, dass die Übel sich wenigstens nicht verschlimmerten, wenn sie schon nicht geheilt werden könnten. Es sei klar, wie viel Zwietracht man durch in die Länge gezogene Verhandlungen geschaffen habe. Es sei unklar, wann sich die Spaltung überwinden lasse. Deshalb dürfe man nicht mehr aus Deklamationen, die bloß der Masse gefielen, nach Gewissheit suchen, sondern es seien sorgfältige Überlegungen gefragt. Aber genug davon.
Adrian (Albinus) habe von irgendwelchen Gerüchten erzählt, die hier (in Leipzig) verbreitet würden. Es seien offensichtlich Lügen. Deshalb habe ihn Camerarius ermahnt, nicht irgendwelchen beliebigen Gerüchten Glauben zu schenken. Auch Fabricius möge dasselbe in Camerarius' Namen tun. Um sich selbst mache sich Camerarius keine Sorgen, aber dass der Ruf der Universitäten (Leipzig und Wittenberg?) erschüttert werde, halte er für schändlich und gefährlich. Camerarius wundere sich ziemlich, wie man nicht sehen könne, was dieser Mann (Matthias Flacius?) bezwecke. Er schicke anbei ein neulich hier (in Kursachsen) publiziertes Buch. Fabricius möge es Albinus zu lesen geben, damit er einsehe, dass das, was man über die hiesigen Verhältnisse erzähle, nichtig sei.
Bei seiner Rückkehr (nach Leipzig) habe er hier seine Gattin (Anna) bettlägerig und mit Fieber vorgefunden. Man glaube, es handle sich um ein Vier-Tage-Fieber (cuius putant τεταρταίαν esse περίοδον). (Wolfgang) Meurer gehe es ganz gut. (Leonhard) Badehorn habe Camerarius auf der Reise getroffen.
Camerarius habe seinen Diener (unbekannt) mit Leckerbissen (in die Fürstenschule Meißen) geschickt, um seinem (kranken) Sohn (Ludwig) einige Leckerbissen zu bringen, damit dieser sich geliebt fühle. Fabricius möge den Schulverwalter (Johann Faust) bitten, den Diener für einen Tag aufzunehmen, damit Camerarius genauere Nachrichten über den Zustand seines Sohnes erhalte.
Grüße an Christoph (wohl Karlowitz), die Kollegen des Fabricius und (Johannes) Banno.
Lebewohl.
(Manuel Huth)
Anmerkungen zur Datierung
- C.' Sohn Philipp Camerarius war vom 6.12.1554 bis 24.8.1556 in Meißen immatrikuliert. Ludwig Camerarius war vom 13.12.1556 bis 1560 in Meißen. Somit wird der Entstehungszeitraum auf 1554 bis 1560 eingegrenzt (vgl. [1]).
- Eine Krankheit von Frau Camerarius ist für Ende 1557 bestätigt durch einen Brief des Hieronymus Herold an C. vom 20.12.1557: http://www.aerztebriefe.de/id/00030031
- Die erwähnte Reise bezieht sich wahrscheinlich auf das Wormser Religionsgespräch, zu dem C. gereist war und das am 1.12.1557 beendet war (vgl. MBW - Regesten online, Nr. 8441 und 8394.1). Camerarius reiste aber vorzeitig wieder ab (vgl. MBW - Regesten online, Nr. 8427) und war vermutlich Ende November wieder in Leipzig. Der vorliegende Brief ist C.' Antwort auf einen (unbekannten) Brief des Fabricius, den dieser nach Kenntnis von C.' Rückkehr geschrieben hat. Somit ist der vorliegende Brief nicht vor Mitte Dezember 1557 entstanden.
(Für die Hinweise zur Datierung gebührt Torsten Woitkowitz aus Leipzig großer Dank.)