Camerarius an Burchart, 13.03.1534

Aus Joachim Camerarius (1500-1574)
Wechseln zu: Navigation, Suche



Chronologisch vorhergehende Briefe
Briefe mit demselben Datum
Chronologisch folgende Briefe
kein passender Brief gefunden
 Briefdatum
Camerarius an Burchart, 13.03.153413 März 1534 JL
 Briefdatum
Burchart an Camerarius, 31.08.153631 August 1536 JL
Werksigle OCEp 1401
Zitation Camerarius an Burchart, 13.03.1534, bearbeitet von Jochen Schultheiß (17.12.2019), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/OCEp_1401
Besitzende Institution
Signatur, Blatt/Seite
Ausreifungsgrad Druck
Erstdruck in Sophokles, Τραγῳδίαι ἑπτά, 1534
Blatt/Seitenzahl im Erstdruck Bl. A2r-A5r
Zweitdruck in
Blatt/Seitenzahl im Zweitdruck
Sonstige Editionen
Wird erwähnt in
Fremdbrief? nein
Absender Joachim Camerarius I.
Empfänger Franz Burchart
Datum 1534/03/13
Datum gesichert? nein
Bemerkungen zum Datum Datum des Druckes
Unscharfes Datum Beginn
Unscharfes Datum Ende
Sprache Latein
Entstehungsort Nürnberg
Zielort Wittenberg
Gedicht? nein
Incipit Quae oratione aut scripto exponuntur
Link zur Handschrift
Regest vorhanden? ja
Paratext ? ja
Paratext zu Camerarius, Commentarii Thebaidos fabularum Sophoclis, 1534
Kurzbeschreibung Der Brief fungiert als Vorwort zum Sophokleskommentar. Camerarius definiert die Tragödie unter Rückgriff auf die aristotelische Mimesis-Lehre und die Positionen Platons über die Sprecher-/Erzählerinstanz. Camerarius wünscht sich eine größere Berücksichtigung der griechischen Tragödie im zeitgenössischen Schul-/Universitätsunterricht. Für seine Auswahl der Tragödien aus dem landläufig bekannten Stoff des Thebanischen Sagenkreises habe er auch "griechische Interpretationsansätze" (Graecis interpretatiunculis) herangezogen, die er als "höchst fehlerhaft" (mendosissimi) einstuft. Wo die Kommentierungstradition nicht hinreichte, habe Camerarius eigene Urteile fällen müssen.
Anlass
Register Widmungsbrief; Tragödie; Poetik; Bildungsdiskurs; Bukolik; Satire; Stilkritik; Elementarunterricht
Handschrift unbekannt
Bearbeitungsstand korrigiert
Notizen
Wiedervorlage ja
Bearbeiter Benutzer:JS
Gegengelesen von
Datumsstempel 17.12.2019
Werksigle OCEp 1401
Zitation Camerarius an Burchart, 13.03.1534, bearbeitet von Jochen Schultheiß (17.12.2019), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/OCEp_1401
Ausreifungsgrad Druck
Erstdruck in Sophokles, Τραγῳδίαι ἑπτά, 1534
Blatt/Seitenzahl im Erstdruck Bl. A2r-A5r
Fremdbrief? nein
Absender Joachim Camerarius I.
Empfänger Franz Burchart
Datum 1534/03/13
Datum gesichert? nein
Bemerkungen zum Datum Datum des Druckes
Sprache Latein
Entstehungsort Nürnberg
Zielort Wittenberg
Gedicht? nein
Incipit Quae oratione aut scripto exponuntur
Regest vorhanden? ja
Paratext ? ja
Paratext zu Camerarius, Commentarii Thebaidos fabularum Sophoclis, 1534
Kurzbeschreibung Der Brief fungiert als Vorwort zum Sophokleskommentar. Camerarius definiert die Tragödie unter Rückgriff auf die aristotelische Mimesis-Lehre und die Positionen Platons über die Sprecher-/Erzählerinstanz. Camerarius wünscht sich eine größere Berücksichtigung der griechischen Tragödie im zeitgenössischen Schul-/Universitätsunterricht. Für seine Auswahl der Tragödien aus dem landläufig bekannten Stoff des Thebanischen Sagenkreises habe er auch "griechische Interpretationsansätze" (Graecis interpretatiunculis) herangezogen, die er als "höchst fehlerhaft" (mendosissimi) einstuft. Wo die Kommentierungstradition nicht hinreichte, habe Camerarius eigene Urteile fällen müssen.
Register Widmungsbrief; Tragödie; Poetik; Bildungsdiskurs; Bukolik; Satire; Stilkritik; Elementarunterricht
Datumsstempel 17.12.2019


Regest

Camerarius definiert die Tragödie unter Rückgriff auf die aristotelische Mimesis-Lehre und die Positionen Platons über die Sprecher-/Erzählerinstanz. Hier, wie in dem ganzen Widmungsbrief, wie auch bei der späteren Forderung nach einer größeren Berücksichtigung im Unterricht, spricht Camerarius von der Tragödie generell, nicht spezifisch von Sophokles.
Dramatische Elemente erkennt Camerarius auch in der Bukolik und in der Satire (A2r/v). Satiren habe auch Kallimachos geschrieben (A2v). Dramatische Elemente erkennt Camerarius in allen Werken. Figurenrede begegne auch bei Homer und Vergil. Bei den Griechen werde diese Gattung κοινόν oder μικτόν genannt, speziell bei Platon δι' αμφοτέρων. Im Bereich der imitatio (hier wird der Terminus als Wiedergabe der spezifisch aristotelischen μίμησις verwendet) sind auch Komödie und Tragödie angesiedelt. Die Tragödie zeichne sich durch ihre Tradition vom Griechischen ins Lateinische aus. der "Thyest" des Varius könne es nach Aussage des Fabius (Quintilian) mit jedem griechischen aufnehmen. Eine Kostprobe hiervon biete immerhin noch Senecas "Thyest". Bei den römischen Autoren dieser Zeit habe der Einfluss des Griechischen allerdings das Latein verdorben (3). Camerarius beklagt ein mangelndes Interesse der Gelehrten an der Tragödie, während sie ihn, sei es aufgrund seiner Natur, sei es aufgrund seiner Begabung, schon immer interessiert habe. Neben den beiden von Erasmus von Rotterdam ins Lateinische übersetzten Tragödien, die Camerarius als elegantissimae bewertet (Erasmus hat Übersetzungen zur "Hecuba" und zur "Iphigenie in Aulis" des Euripides vorgelegt), habe er in der Schule keine kennengelernt. Eine Verwendung dieser wäre jedoch für die Schüler von größtem Nutzen.
Die Schule ist auch der Bestimmungsort seines Kommentars (3-4), wo dieser vernachlässigte Zweig der Bildung in den Blickpunkt rücken soll. Herausgegriffen habe er den thebanischen Sagenkreis (Thebais), der bekannt und von vielen Autoren behandelt sei, weil sie sowohl alt als auch gehaltvoll sei (quod et vetus esset et copiosa). Für seine Auswahl der Tragödien aus dem landläufig bekannten Stoff des Thebanischen Sagenkreises habe er auch "griechische Interpretationsansätze" (Graecis interpretatiunculis, 4) herangezogen, die er als "höchst fehlerhaft" (mendosissimi), aber dennoch als nicht gänzlich unbrauchbar einstuft. Wo die Kommentierungstradition nicht hinreichte, musste Camerarius eigene Urteile fällen und auf Bemerkungen in den Handschriften zurückgreifen. Franz Burchart sei als Dozent des Griechischen in Wittenberg der geeignete Adressat der Schrift. Passagen, die für das Verständnis schwierig sind und nicht befriedigend von ihm gelöst werden könnten, habe er unberührt gelassen. Alles zu sammeln, wirke zwar eindrucksvoll, sei aber wenig nützlich.

(Jochen Schultheiß)

Anmerkungen

Der Empfänger des Briefes ist der aus Weimar stammende Franz Burchart. Er ist zur Zeit der Absendung des Briefes noch Professor für Griechisch in Wittenberg, bevor er noch im selben Jahr auf ein Amt am Hof des Kurfürsten von Sachsen wechseln wird.
Zielort: mutmaßlich Wittenberg (professor in schola Wittenbergensi).