Camerarius, Votum seu Preces (Werk), 1563

Aus Joachim Camerarius (1500-1574)
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Opus Camerarii
Werksigle OC 0728
Zitation Votum seu Preces, bearbeitet von Jochen Schultheiß (24.01.2024), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/OC_0728
Name Joachim Camerarius I.
Status Verfasser
Sprache Latein
Werktitel Votum seu Preces
Kurzbeschreibung Klagegedicht über die Verwüstungen, die durch Markgraf Albrecht Alcibiades während des Zweiten Markgrafenkrieges zwischen 1552 und 1555 in Franken entstanden sind. Das Gedicht in Form eines Gebets weist eine zweigeteilte Struktur auf: Stellt der erste Teil eine Schilderung des bedrückenden Leids infolge der Zerstörungen des Krieges dar, steht in der zweiten Hälfte die Anrede an Gott mit der Bitte um Vergebung für die Menschen im Vordergrund.
Erstnachweis 1563
Bemerkungen zum Erstnachweis Datierung nach dem Erstdruck
Datum unscharfer Erstnachweis (Beginn) 1563/10/01
Datum unscharfer Erstnachweis (Ende) 1563/11/01
Schlagworte / Register Zweiter Markgrafenkrieg (1552-1554); Städtelob; Kriege, Konflikte etc.; Gebet; Theodizee; Biographisches; Grumbachsche Händel (1567)
Paratext zu
Paratext? nein
Paratext zu
Überliefert in
Druck Camerarius, Votum seu Preces (Druck), 1563; Camerarius, Eclogae, 1568
Erstdruck in Camerarius, Votum seu Preces (Druck), 1563
Blatt/Seitenzahl im Erstdruck Bl. A2r-B4r
Carmen
Gedicht? ja
Incipit Conceptas animo nuper pia carmina laudes
Erwähnungen des Werkes und Einfluss von Fremdwerken
Wird erwähnt in
Folgende Handschriften und gedruckte Fremdwerke beeinflussten/bildeten die Grundlage für dieses Werk
Bearbeitungsstand
Überprüft am Original überprüft
Bearbeitungsstand korrigiert
Wiedervorlage ja
Bearbeiter Benutzer:JS
Gegengelesen von Benutzer:VG
Bearbeitungsdatum 24.01.2024
Opus Camerarii
Werksigle OC 0728
Zitation Votum seu Preces, bearbeitet von Jochen Schultheiß (24.01.2024), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/OC_0728
Name Joachim Camerarius I.




Sprache Latein
Werktitel Votum seu Preces
Kurzbeschreibung Klagegedicht über die Verwüstungen, die durch Markgraf Albrecht Alcibiades während des Zweiten Markgrafenkrieges zwischen 1552 und 1555 in Franken entstanden sind. Das Gedicht in Form eines Gebets weist eine zweigeteilte Struktur auf: Stellt der erste Teil eine Schilderung des bedrückenden Leids infolge der Zerstörungen des Krieges dar, steht in der zweiten Hälfte die Anrede an Gott mit der Bitte um Vergebung für die Menschen im Vordergrund.
Erstnachweis 1563
Bemerkungen zum Erstnachweis Datierung nach dem Erstdruck
Datum unscharfer Erstnachweis (Beginn) 1563/10/01
Datum unscharfer Erstnachweis (Ende) 1563/11/01
Schlagworte / Register Zweiter Markgrafenkrieg (1552-1554); Städtelob; Kriege, Konflikte etc.; Gebet; Theodizee; Biographisches; Grumbachsche Händel (1567)
Paratext zu
Paratext? nein
Überliefert in
Druck Camerarius, Votum seu Preces (Druck), 1563; Camerarius, Eclogae, 1568
Carmen
Gedicht? ja
Incipit Conceptas animo nuper pia carmina laudes
Bearbeitungsdatum 24.01.2024


Widmung und Entstehungskontext

Das Gedicht wird in seiner Erstausgabe weder durch einen Widmungsbrief noch durch einen andere Form von Paratext eingeleitet.

Aufbau und Inhalt

Das Gebet in Form eines Gedichts in hexametrischem Versmaß weist eine zweigeteilte Struktur auf: Steht im ersten Teil die Darstellung des bedrückenden Leids infolge der politischen Lage im Blickpunkt, bildet die zweite Hälfte eine Anrede an Gott mit der Bitte um Vergebung für das Menschengeschlecht, das sich von einer christlichen Lebensweise entfernt hat.
Der erste Teil des Gebets stellt ein mit Apostrophen an Gott und Christus versehenes Klagegedicht über die Verwüstungen dar, die aufgrund der Gewalttaten durch Markgraf Albrecht II. Alcibiades (Brandenburg-Kulmbach) während des Zweiten Markgrafenkrieges zwischen 1552 und 1555 im Gebiet des Bistums Bamberg und in anderen Teilen Frankens entstanden sind. Gleichzeitig gibt es aber auch einen Bezug zum Wüten des Ritters Wilhelm von Grumbach im Herbst 1563.
Der Sprecher (Camerarius) wolle die Lobesworte, die er neulich im Geiste in ein frommes Gedicht gefasst habe, nun als Angeklagter (reus) in der Art eines Gelübdes vorbringen. Die Güte Jesu Christi habe ihn hierzu verurteilt. Als überall um ihn herum die Schar der Übeltäter lärmte, Krankheit sich in der Nachbarschaft zur Heimat (Bamberg) verbreitete, die von Hunger und Abgaben erschöpft war, ein unvorhergesehener Krieg und das Unheil wütete, das schon alle Erscheinungsformen einer göttlichen Strafe angenommen hatte, da habe Gott mit ungewöhnlicher Gerechtigkeit den Zorn geahndet.[1] In dieser Situation habe der Sprecher, aller Hilfsmittel und jeder Hoffnung beraubt, Christus in einem angstvollen Gebet angerufen. Er sei der allmächtige Herr über das Menschengeschlecht, von ihm könne dieses aber auch Rettung erhoffen.
Würzburg müsse nun sein Verderben betrauern. Auch Nürnberg und Bamberg seien von dem Zerwürfnis (seditio) heimgesucht worden. Camerarius verbindet die Erwähnung der einzelnen Orte mit einem kurzen Lob auf die jeweilige Stadt.
Den Hauptteil des Gedichts stellt eine ausgedehnte Klage über die verheerenden und flächendeckenden Zerstörungen und das schreckliche Leid der Bevölkerung dar. Dies geschieht im Rahmen eines persönlichen Erlebnisberichts. Der Erzähler schildert seine angstvolle Beobachtung des Himmels bei Nacht. Was hätte er tun sollen? Zur Teilnahme an einem Krieg neige seine Natur nicht. Er beschließt, in Begleitung seines Sohnes (Joachim Camerarius II.?) die Heimat zu verlassen, und bricht am 8. Oktober (lux octobres postera Nonas) in Richtung Sachsen auf.[2] Dabei kommt ihm in den Sinn, zum Haus eines alten Freundes in den fränkischen Bergen abzubiegen[3] und er erinnert sich an frühere Besuche bei ihm (Huic me olim ... conciliavit amor). Dieser sei mit ihm schon seit fünfzig Jahren eng verbunden. Hier erfährt Camerarius, dass seine Heimatstadt Bamberg erobert worden sei.[4] Er bedankt sich bei der Barmherzigkeit Gottes, dass sie den Krieg nicht weiter in seine Richtung habe ziehen lassen. Die Stadt am Main (Würzburg) und ihre Bewohner seien jedoch stark in Mitleidenschaft gezogen worden.[5] Es folgen Klagen über die vom Krieg in Würzburg durch die fremden Truppen angerichteten Verheerungen. Der Sprecher deutet das Unheil als verdiente Strafe Gottes. Diese müsse das gegenwärtige Zeitalter nun abbüßen, da es Gottes Wohltaten vergessen habe. Er beklagt die menschliche Schlechtigkeit in allgemein gehaltenem Gedankengang.
Der Krieg wird als Bürgerkrieg bezeichnet (belli civilibus armis) und auch so beschrieben. Hierbei wird das Gedicht auch zu einem Lamento über den Zustand Deutschlands und der politischen Moral. Es wird das Bild eines Landes gezeichnet, das zwar nicht von außen besiegt werden könne, das sich jedoch trotz seiner Prosperität innerlich zerfleische. Woran es fehle, sei die "Wiederherstellung der wahren Religion" (verae instauratio religionis). Die Kirche sei von ihrer Bestimmung abgekommen (deformata Ecclesia).
Hiermit geht der Gedankengang des Gedichts über zum zweiten Teil, in dem das Gebet in den Vordergrund rückt. Der Sprecher wendet sich in demütigem Gestus an Gott mit der Bitte um Vergebung für die Menschheit, die von einer christlichen Lebensweise abgekommen ist.

Anmerkungen

  1. Übersetzung von laxans ulciscitur iram, v. 10 schwierig.
  2. Es handelt sich wohl um das Jahr 1563.
  3. Welche Person hier mit Phorcius und welcher Ort mit Paestum gemeint ist, bleibt unklar. Nach der geographischen Lage des Ortes und der Betonung der langjährigen Freundschaft könnte es sich jedoch um Daniel Stiebar von Rabeneck handeln, dessen Familie aus der Fränkischen Schweiz stammt. Vom Namen her ist es wahrscheinlicher, dass der Ort Peesten und ein Angehöriger der Familie Förtsch gemeint ist, möglicherweise Jörg Förtsch zu Peesten. Bei diesem gibt es aber Schwierigkeiten mit der Datierung.
  4. Das falsche Gerücht von der Eroberung Bambergs ist auch in www.aerztebriefe.de/id/00002277 erwähnt. Vgl. auch Ortloff 1868, S. 428f.
  5. Würzburg wurde am 4.10.1563 durch Wilhelm von Grumbach erobert.

Überlieferung

Der Drucker Ernst Vögelin setzt an das Ende des Druckes vor den Kolophon ein Einzeldistichon, das sich auf die Thematik des Druckes (pia vota) bezieht. Dies spricht für die enge Zusammenarbeit zwischen Camerarius und seinem Drucker.
Das Gedicht ist eines von drei nicht-bukolischen hexametrischen Gedichten, die Camerarius in seine Eklogen-Ausgabe von 1568 aufnimmt. Vermutlich hat seine hohe literarische Qualität Camerarius dazu bewogen, es in dieser Sammlung mitabzudrucken (vgl. Mundt 2004, S. XXII). Auch aufgrund der Kriegsthematik passt es gut zu anderen Gedichten der späteren Sammlung. In der Eklogen-Ausgabe erscheint jedoch nur "Votum seu Preces" selbst, die nachfolgenden Gedichte entfallen.
Ludwig Camerarius verteidigt in seinem Nachwort zur Eklogen-Ausgabe von 1568 (S. 140-141) die emotionale Auslassung seines Vater, die das Gedicht zu erkennen gibt.