Camerarius, Moeris, 1568 (1521)
Opus Camerarii | |
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Werksigle | OC 0808 |
Zitation | Moeris, bearbeitet von Jochen Schultheiß (15.06.2021), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/OC_0808 |
Name | Joachim Camerarius I. |
Status | Verfasser |
Sprache | Latein |
Werktitel | Moeris |
Kurzbeschreibung | Eine Ekloge, die im Modus der Allegorie in konfessioneller Polemik auf die Kontroverse zwischen Martin Luther und Hieronymus Emser eingeht. Mit dem Ziegenbock (hircus), der allerorten Zerstörung anrichtet, wird wahrscheinlich auf den katholischen Kontroverstheologen Hieronymus Emser angespielt. Der Besitzer des Bocks ist wohl mit dem Landesherrn Georg dem Bärtigen, der von ihm Geschädigte und um Wiederherstellung des Friedens Bemühte mit Friedrich dem Weisen zu identifizieren. Der Widder, der dem Geisbock eine Niederlage beibringt und von dem auch Widerstand erwartet wird, falls sich der bald kastrierte hircus, wieder auflehnen wird, ist mit Martin Luther gleichzusetzen. |
Erstnachweis | 1568 |
Bemerkungen zum Erstnachweis | Das frühere Entstehungsdatum im Jahr 1521 folgt aus den kontroverstheologischen Inhalten (s.u.). |
Datum unscharfer Erstnachweis (Beginn) | |
Datum unscharfer Erstnachweis (Ende) | |
Schlagworte / Register | Bukolik; Polemik (konfessionell); Allegorie |
Paratext zu | |
Paratext? | nein |
Paratext zu | |
Überliefert in | |
Druck | Camerarius, Eclogae, 1568 |
Erstdruck in | Camerarius, Eclogae, 1568 |
Blatt/Seitenzahl im Erstdruck | S. 60-63 |
Carmen | |
Gedicht? | ja |
Incipit | Ille hircus vites scelerato dente Menalcae |
Erwähnungen des Werkes und Einfluss von Fremdwerken | |
Wird erwähnt in | |
Folgende Handschriften und gedruckte Fremdwerke beeinflussten/bildeten die Grundlage für dieses Werk | |
Bearbeitungsstand | |
Überprüft | am Original überprüft |
Bearbeitungsstand | korrigiert |
Wiedervorlage | ja |
Bearbeiter | Benutzer:JS |
Gegengelesen von | |
Bearbeitungsdatum | 15.06.2021 |
Opus Camerarii | |
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Werksigle | OC 0808 |
Zitation | Moeris, bearbeitet von Jochen Schultheiß (15.06.2021), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/OC_0808 |
Name | Joachim Camerarius I.
|
Sprache | Latein |
Werktitel | Moeris |
Kurzbeschreibung | Eine Ekloge, die im Modus der Allegorie in konfessioneller Polemik auf die Kontroverse zwischen Martin Luther und Hieronymus Emser eingeht. Mit dem Ziegenbock (hircus), der allerorten Zerstörung anrichtet, wird wahrscheinlich auf den katholischen Kontroverstheologen Hieronymus Emser angespielt. Der Besitzer des Bocks ist wohl mit dem Landesherrn Georg dem Bärtigen, der von ihm Geschädigte und um Wiederherstellung des Friedens Bemühte mit Friedrich dem Weisen zu identifizieren. Der Widder, der dem Geisbock eine Niederlage beibringt und von dem auch Widerstand erwartet wird, falls sich der bald kastrierte hircus, wieder auflehnen wird, ist mit Martin Luther gleichzusetzen. |
Erstnachweis | 1568 |
Bemerkungen zum Erstnachweis | Das frühere Entstehungsdatum im Jahr 1521 folgt aus den kontroverstheologischen Inhalten (s.u.).
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Schlagworte / Register | Bukolik; Polemik (konfessionell); Allegorie |
Paratext zu | |
Paratext? | nein |
Überliefert in | |
Druck | Camerarius, Eclogae, 1568 |
Carmen | |
Gedicht? | ja |
Incipit | Ille hircus vites scelerato dente Menalcae |
Bearbeitungsdatum | 15.06.2021 |
Inhaltsverzeichnis
Widmung und Entstehungskontext
Der kontroverstheologische Inhalt lässt auf einen frühen Entstehungszeitraum schließen. Geht man von einer Datierung im Jahr 1521 aus, dann koinzidiert das Camerariusgedicht mit sechs Eklogen, die Helius Eobanus Hessus auf Martin Luther geschrieben hat, als dieser sich auf dem Weg zum Reichstag nach Worms in Erfurt aufhielt. Es ist durchaus möglich, dass sich Camerarius bereits so früh der Bukolik zuwandte, da im Jahr 1518 Euricius Cordus mit der Rezitation seines "Bucolicon" starken Eindruck auf den Leipziger Studenten machte (vgl. Schäfer 1998, 310; Mundt 2004, 271).
Das Gedicht, das vor den Bauernkrieg zu datieren ist, kann als Beleg für die Kontinuität der positiven Wahrnehmung der Bauern in der Literatur gewertet werden, das die Sympathie humanistischer Dichter für die Sache der Bauern erklären kann (zur sozialen und ethischen Mythisierung der Bauern vor dem Krieg vgl. Schäfer 1980, 4-5 mit Verweis auf Euricius Cordus).
Aufbau und Inhalt
Es handelt sich um eine dialogische Ekloge. Die beiden Sprecher sind die Hirten Moeris und Corydon. Sie klagen über das zerstörerische Wirken eines marodierenden Ziegenbocks.
Hinter dem Ziegenbock ist vermutlich der katholische Kontroverstheologe Hieronymus Emser zu vermuten, der in seinem Wappen einen Bock trug und diesen in den Titelblättern seiner Schriften zur Geltung kommen ließ. Hierauf bezog sich Martin Luther in verschiedenen Streitschriften aus dem Jahr 1521. Hieraus folgt dann, dass man in der Figur des Besitzers des Bocks, der seinem Wüten keinen Einhalt zu gebieten vermag, den Herzog des albertinischen Sachsens, Georg den Bärtigen, zu sehen hat, in dem von dem Bock heimgesuchten Amyntas, der sich für die Wiederherstellung des Friedens einsetzt, Kurfürst Friedrich den Weisen. Daphnis und der Widder, dem der Bock unterliegt, könnten auf Martin Luther verweisen (vgl. Mundt 2004, 264-265). Geht man von einer späteren Entstehung in den 50er Jahren aus, könnte der Hahn, insbesondere bei Großschreibung von Gallus, auf Nikolaus Gallus verweisen. Dieser war jedoch ein Gegner Camerarius'. Aus diesem Grund kann man nicht nachvollziehen, dass er in der Rolle eines Opfers des Hircus, worin er die Sympathie des Erzählers genießt, erscheinen sollte.
Anleihen hat Camerarius bei Vergil, Eklogen, Calpurnius Siculus, Nemesianus, dem bei Stobaios überlieferten Linus sowie aus Plautus, Mercator, genommen. Wie Mundt 2004, 266 aufgezeigt hat, irrt Ludwig Camerarius in der Zuordnung eines Zitats, das nicht von Epicharm, sondern von Archilochos stammt.
Überlieferung
Das Gedicht ist als Ecloga XV in die Eklogensammlung von 1568 aufgenommen.
Forschungsliteratur
Mundt 2004, 100-107 (Textausgabe und Übersetzung); 264-266 (Kommentar); ferner zu Hessus: Kühlmann 1997 248-257; 1102-1106